Herzlich Willkommen

Hallo zusammen,
hier ist er nun, der STÜBA-Blog. Wir nehmen euch mit auf unsere Reise.

Es wird für uns überwältigend intensiv. Musikalische Glanzleistungen wechseln sich mit spassig, emotional und packenden Momenten ab...
und nebenbei entsteht auch noch der Dokumentarfilm "TRI.sonanz" über die Menschen in Bosnien und unsere Tour.


Samstag, 17. September 2011

Donnerstag, 15.09.2011 – Mostar musikalisch

Einen positiven Eindruck vermittelte uns Mostar gleich, als wir nach langer Fahrt Dienstagnacht in die Stadt einfuhren. Das Erste, was wir bewusst aus den Fenstern der Busse blickend wahrnahmen, waren zwei riesengroße Werbetafeln, die jeweils ein Plakat für unser Konzert in Mostar trugen. Es schien so unwirklich und war ein bisschen, wie nach einer langen Reise durch die Fremde endlich wieder nach Hause zu kommen. Unsere Freude darüber war unbeschreiblich! Das Gefühl verstärkte sich, als wir am nächsten Tag (Mittwoch) auf dem Weg in die Altstadt an weiteren Plakaten vorbeiliefen, die nebeneinander zu Dutzenden an verschiedenen Häuser- und Ruinenfassaden angebracht waren. Martina (Oboe), die eine wesentliche Rolle im Dokumentarfilm spielen wird und mit dem Filmteam gerade unterwegs war, überraschte sogar einen Mann auf der Straße, neue Werbung an einem Haus plakatierend. Im folgenden Gespräch sagte der Mann, dass ihn das Projekt freue und er zum Konzert kommen werde. Zuvor sicherten uns bereits die Grenzsoldaten an der bosnisch-kroatischen Grenze ihr Kommen zu, nachdem sie erfahren hatten, was der Grund unserer Reise ist. Diese Freude über das Projekt, die Aufgeschlossenheit und das rege Interesse der Menschen faszinierte uns. In einer Stadt, in der sich das kulturelle Angebot auf ein Minimum beschränkt, in der – wenn überhaupt – Symphonieorchester sehr selten zu Gast sind (die einzigen zwei Symphonieorchester Bosnien-Herzegowinas sind das Sarajevo Philharmonic Orchestra und Philharmonic Orchestra of Banja Luka), ist das nicht selbstverständlich.

Das Konzerthaus Hrvatski dom war perfekt für unser Konzert geeignet. Eine kleine Terrasse ebnet den Weg ins Foyer, von wo aus Treppen mit rotem Teppich zu den zwei Flügeltüren führen. Der Saal an sich ist in einem tadellosen Zustand, Sitzplätze in Parkett und Rang fassen um die 500 Mann. Die Bühne verfügt über ausreichend Platz, um ein Orchester dieser Größe beherbergen zu können, ohne Podeste als Erweiterung anbauen zu müssen. Sie ist voll ausgestattet mit Licht und sogar einer eigenen Anlage, die wir für die Begrüßung vor dem Konzert nutzen durften. Doch vor dem Konzert am Donnerstag standen am Mittwoch zunächst noch einmal Proben an. Die weite Strecke von Jena bis nach Mostar und die damit verbundene konzertfreie Zeit, machten ein erneutes Proben nötig. Musiker und Instrument mussten sich erst wieder neu einspielen, die Instrumente den Klimawechsel von feucht-kalt (vor allem auf Burg Lohra) nach trocken-warm kompensieren. Nach Ende der Probe blieben drei Bässe (Stefan, Reza und Matze) auf der Bühne, um zur Freude der anderen eine kleine Session über das Thema von „Blue Monk“ zu spielen. Unterstützt wurden sie dabei von David (Schlagwerk) an den Cymbals. Bei einem Feierabendbier wurden die letzten Minuten Fußball geschaut, bevor es gemächlich runter in die Stadt und ans Flussufer ging.

Das Konzert selbst war für STÜBA ein großer Erfolg. Der Eintritt war frei und dank der vielen Werbung fanden etwa 250 Mostarer Bürger den Weg in den Hrvatski dom. Das Publikum war verhältnismäßig jung: manche Mutter brachte ihre Töchter mit ins Konzert, viele Studenten und andere dieses Alters besetzten die Sitzreihen des Saales. Das Orchester merkte schnell, das die Besucher wenig Erfahrung mit Symphoniekonzerten hatte – woher sollten sie es auch haben. Und so gaben die STÜBAs Vollgas und überbrückten so direkt die etwas unsichere Atmosphäre zu Beginn des Konzertes. Sie freuten sich über Beifall zwischen den Sätzen, hatten Verständnis, als das Publikum in der Pause zunächst sitzen blieb, obwohl das gesamte Orchester bereits die Bühne verlassen hatte. Sie führten viele an ihr erstes Symphoniekonzert heran – an die Kraft und die Emotion eines Orchesters und seiner Musik. Spätestens, als ein 13jähriges Mädchen in der Pause zur Bassgruppe kam, sagte, dass sie noch nie einen Kontrabass gesehen habe und fragte, ob sie mal einen Ton anschlagen dürfe, war das Ziel erreicht: die Barrieren aufzubrechen. Reza (Bass) nahm sich des Mädchens an und zeigte ihr alles, was es an einem Bass zu sehen und zu hören gibt.

Voller Freude über die so überaus positive Resonanz, den Beifall und die Gespräche im Anschluss, ging das Abbauen und Einladen der Instrumente und Podeste wie von allein. Alle halfen mit und in einer halben Stunde war alles verladen und in den Bussen verstaut. Dass der eine Bus nicht startete, weil die Batterie zu schwach war, war nun weniger Problem als Möglichkeit, ein weiteres Mal anzupacken und den Bus mit vereinter Kraft anzuschieben, bis er wieder ansprang. Auch das ist STÜBA. Danach hatten sich alle ihr Bier und die obligatorische Feier mehr als verdient.

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