
Während die Altstadt nach dem Krieg zumindest einigermaßen vollständig wiederhergerichtet, die Stari most nach völliger Zerstörung durch gezielten Beschuss kroatischer Truppen 1993 im Jahr 2002 wieder aufgebaut wurde, sieht man vor allem an der Hauptstraße, der ehemaligen Frontlinie zwischen Kroaten und Muslimen, die Spuren eines jahrelangen Häuserkampfes.

Es scheint unbegreiflich,
dass Ethnien, die jahrelang scheinbar friedlich nebeneinander lebten, sich plötzlich bis aufs Äußerste bekriegt haben, dass Bevölkerungsgruppen, die sich im selben Krieg zunächst gemeinsam gegen die serbisch-montenegrinische Belagerung zur Wehr setzten, später gegeneinander kämpften.
Auch wenn die Ruinen, mit saftgrünen Pflanzentrieben neu bewachsen, wie ein symbolischer Hoffnungsschimmer in den Straßen stehen, ist der Konflikt weiterhin spürbar. Noch heute ist Mostar zweigeteilt in einen muslimischen Ostteil und einen kroatischen Westteil – durch die Neretva voneinander getrennt und durch die Stari most miteinander verbunden. Noch heute weigern sich die Menschen beider Teile, den Stadtteil des jeweils anderen zu betreten (weswegen eigentlich Konzerte in beiden Stadtteilen hätten stattfinden müssen). Es gibt zwei verschiedene Universitäten, es werden künstlich Unterschiede in eine Sprache gebracht, um diese von der Sprache des anderen abzugrenzen, obwohl sie der selben Grammatik unterliegt. Auf dem Weg von der Grenze nach Mostar sieht man Ortsschilder, auf denen die kyrillische Bezeichnung durchgestrichen oder gänzlich übersprüht ist, während sie in lateinischer Schrift lesbar darüber steht. Es ist ein Leben nebeneinander, nicht miteinander…


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