Herzlich Willkommen

Hallo zusammen,
hier ist er nun, der STÜBA-Blog. Wir nehmen euch mit auf unsere Reise.

Es wird für uns überwältigend intensiv. Musikalische Glanzleistungen wechseln sich mit spassig, emotional und packenden Momenten ab...
und nebenbei entsteht auch noch der Dokumentarfilm "TRI.sonanz" über die Menschen in Bosnien und unsere Tour.


Samstag, 17. September 2011

Mittwoch, 14.09.2011 – Mostar: Die andere Seite

Auch wenn die bisherigen Beschreibungen anderes vermuten lassen, ist Mostar nicht nur eine kleine und wunderschöne Stadt. Sie trägt auch deutliche Zeichen eines Krieges, der diese Stadt verwüstete wie kaum eine andere in Bosnien-Herzegowina. Diese Zerstörungen sind auch 16 Jahre nach Kriegsende kaum zu übersehen. Nicht nur die vielen Friedhöfe der Stadt mit Sterbedaten zwischen 1992 und 1995 erzählen ihre eigene Geschichte. Auch die von Einschusslöchern übersäten Fassaden vieler Häuser zeigen den Hass, der hier gewütet hat.

Während die Altstadt nach dem Krieg zumindest einigermaßen vollständig wiederhergerichtet, die Stari most nach völliger Zerstörung durch gezielten Beschuss kroatischer Truppen 1993 im Jahr 2002 wieder aufgebaut wurde, sieht man vor allem an der Hauptstraße, der ehemaligen Frontlinie zwischen Kroaten und Muslimen, die Spuren eines jahrelangen Häuserkampfes. Was an Gebäuden nicht dem Kugelhagel zum Opfer fiel, wurde vermutlich bereits zuvor im ersten Kriegsjahr von serbischen und montenegrinischen Truppen zerstört, die die Stadt von den umliegenden Bergen aus mit Granaten beschossen. Als wir am Donnerstagmorgen in einer kleinen Gruppe den Berg hinauffuhren, den das Filmteam am Tag zuvor für ihre Aufnahmen besichtigte (der Berg mit dem großen christlichen Kreuz auf dessen Spitze), um Mostar im Morgengrauen von oben zu bewundern, wurde uns nicht nur die strategische Position der Berge bewusst, die die Stadt im Talkessel förmlich umschlossen. Wir sahen auch Teile alter Stellungen und erfuhren, dass einzelne Bereiche des benachbarten Berges noch immer von Minen überzogen sind.
Es scheint unbegreiflich, dass Ethnien, die jahrelang scheinbar friedlich nebeneinander lebten, sich plötzlich bis aufs Äußerste bekriegt haben, dass Bevölkerungsgruppen, die sich im selben Krieg zunächst gemeinsam gegen die serbisch-montenegrinische Belagerung zur Wehr setzten, später gegeneinander kämpften. Auch wenn die Ruinen, mit saftgrünen Pflanzentrieben neu bewachsen, wie ein symbolischer Hoffnungsschimmer in den Straßen stehen, ist der Konflikt weiterhin spürbar. Noch heute ist Mostar zweigeteilt in einen muslimischen Ostteil und einen kroatischen Westteil – durch die Neretva voneinander getrennt und durch die Stari most miteinander verbunden. Noch heute weigern sich die Menschen beider Teile, den Stadtteil des jeweils anderen zu betreten (weswegen eigentlich Konzerte in beiden Stadtteilen hätten stattfinden müssen). Es gibt zwei verschiedene Universitäten, es werden künstlich Unterschiede in eine Sprache gebracht, um diese von der Sprache des anderen abzugrenzen, obwohl sie der selben Grammatik unterliegt. Auf dem Weg von der Grenze nach Mostar sieht man Ortsschilder, auf denen die kyrillische Bezeichnung durchgestrichen oder gänzlich übersprüht ist, während sie in lateinischer Schrift lesbar darüber steht. Es ist ein Leben nebeneinander, nicht miteinander…

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