Herzlich Willkommen

Hallo zusammen,
hier ist er nun, der STÜBA-Blog. Wir nehmen euch mit auf unsere Reise.

Es wird für uns überwältigend intensiv. Musikalische Glanzleistungen wechseln sich mit spassig, emotional und packenden Momenten ab...
und nebenbei entsteht auch noch der Dokumentarfilm "TRI.sonanz" über die Menschen in Bosnien und unsere Tour.


Dienstag, 20. September 2011

Sonntag, 18.09.2011 – Schlimmer geht immer

Nach einer kurzen Nacht sollte es relativ früh nach Goražde gehen. Ein Marathonlauf in der Stadt, der die Polizei dazu zwang, die gesamte Innenstadt für den Autoverkehr zu sperren, machte es für die Busse unmöglich, uns am Hotel abzuholen. Wir liefen also alle, teilweise mit Kontrabass geschmückt, eine halbe Stunde zum Busparkplatz hinunter. Auf dem Weg sahen wir noch das Schlussfeld der Läufer und ließen es uns nicht nehmen, ihnen als weit und breit einzig sichtbares Publikum Anfeuerungsrufe und Laolawellen entgegenzuwerfen.

Da der direkte Weg östlich aus Sarajevo hinaus irgendwo eine Baustelle enthielt und die Umleitung für größere Fahrzeuge nicht befahrbar war, wählten wir eine Route über Foča, die allerdings einen Umweg von 40min bedeutete – wieder Zeit, die uns verloren ging. Aber da in Goražde sowieso ein Stadtfest die Konzerthalle bis 16 Uhr belegte, standen wir nicht wirklich unter Zeitdruck. Ich selbst fuhr erst gegen zwei hinterher, um Esma (Flöte) und Elma, die Dolmetscherin, mitzunehmen, die mit dem Filmteam in Sarajevo noch ein paar Aufnahmen gemacht hatten, und so verpasste ich leider die Besichtigung der Behelfsbrücke, welche, als Schutz vor Granaten- und Kugelfeuer aus den Bergen, ganz dicht unter die darüber liegende Izetbegovič-Brücke gebaut wurde und während des Krieges die Versorgung der Stadt sicherstellte. Stattdessen sahen wir aber eine Herde Kühe völlig gelassen die Serpentinenstraße Richtung Foča entlanglaufen (sieht man ja auch nicht täglich) und konnten so wenigstens ein paar Erlebnisse austauschen.

In Goražde angekommen, erschien die Stadt auf den ersten Blick nichts als eine rechts und links an die Hauptstraße gebaute Häusersiedlung zu sein. Erst auf den zweiten Blick und durch die Häuserschluchten bergabwärts sah man, dass sich diese Straße nur am äußersten Rand weit oben am Berghang befand und die Stadt sich endlos ins Tal hin ausbreitete. Natürlich kamen wir noch rechtzeitig zum Ausladen der Busse, sodass ich tatkräftig die letzten Podeste mit in das Centar za kulturu tragen durfte, bevor auch mich die Hiobsbotschaft erreichte, dass nun auch Feli (Klarinette), Sven (Posaune), Friedl und Julian (beide Cello) über Beschwerden klagten. Toni, der Pauker, und Esther (Violine) waren gleich ganz in Sarajevo geblieben. Es versprach also ein lustiges Konzert zu werden. Überall fragte man einander, wie es geht und bei jedem Anzeichen, ja dem kleinsten Bauchdrücken oder Schwindelgefühl gingen sofort die Alarmsignale an. Das Virus war in unseren Köpfen angelangt und damit automatisch auch in unseren Körpern.

Man entschied sich kurzfristig, den El Khoury für dieses Konzert aus dem Programm zu nehmen, da durch die Ausfälle einfach zu viele Stimmen nicht besetzt werden konnten. Im Nachhinein betrachtet schien das Orchester dieses Konzert dennoch mit einer gewissen Gelassenheit gespielt zu haben – frei nach dem Motto: „Schlimmer kann es nicht mehr werden. Machen wir also das Beste draus.“

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